Das Schneiderhandwerk

 

 

 

Handwerk / Maßanferigung = Luxus?

Es kommt einem schon so vor, als wären das Handwerk und handwerklich angefertigte Dinge in Deutschland inzwischen Luxus.

Das liegt daran, dass die unfair bezahlten Massenanfertigungen aus Asien und Co. eine viel zu günstige Alternative sind.

Unser Konsumverhalten hat sich verändert, viele Dinge - so auch Kleidung - sind Verbrauchsartikel geworden.

Die Industrie möchte, dass wir möglichst viel davon kaufen und schnell wieder wegschmeißen.

Heutzutage haben die meisten Menschen viel mehr Kleidungsstücke im Schrank als nötig.

Man kann sich ja auch einen billigen Anzug für den Lohn von 8 Stunden Arbeit leisten...

Früher gab es nur den Schneider und so hat man vielleicht seinen halben Monatslohn für einen Anzug ausgegeben und diesen jahrelang getragen und gepflegt.

Die Arbeit, die in einem Anzug steckt ist aber ähnlich geblieben. Das selbe gilt natürlich für alle anderen Kleidungsstücke auch.

Ich kann kein T-Shirt für 2€ nähen.

Die Globalisierung und Massenproduktionen in Niedriglohnländern machen es möglich, dass große Kleiderketten solche Preise halten können. Leider bleiben Mensch und Natur dabei oft auf der Strecke.

Dass Handwerksleistungen und auch Maßanfertigungen in Deutschland teurer sind liegt auf der Hand.

Selbst eine Änderung kann soviel Kosten, wie das zu ändernde Kleidungstück neu gekostet hat.
 

Wer bereit ist sich ein Kleidungsstück anfertigen zu lassen, gönnt sich also schon etwas Luxus und unterstützt das schwindende Handwerk in Deutschland.
 

Meine Arbeiten sind keine industrielle Massenproduktion, sondern immer individuell auf jeden Kunden zugeschnittene Unikate.

Die Arbeitslöhne in Deutschland sind höher als in Fernost. - Und trotzdem: Wenn mich Leute fragen, ob ich vom Schneidern leben könne, dann antworte ich: „Wenn ich reich werden wollte, dann hätte ich einen anderen Beruf ausgewählt…“

Mein Reichtum besteht darin, eine Arbeit machen, die ich gerne mache. Selbstständig und komplett - von der Beratung bis zum fertigen Kleidungsstück.

Wenn am Ende des Nähens etwas Neues da ist – Etwas was vorher nicht da war – Und auch ein glücklicher Mensch, der dieses neue Stück mit Freude trägt – Dann ist das ist auch Teil meines Lohns.

 

 

Mehr Infos zu den Zuständen in der industrieellen Massenfertigung hier:

Eine Dokumentation von 2017 - Mode schlägt Moral - Wie fair ist unsere Kleidung

 

 

Wie kommt es zu den T-Shirt Preisen?

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://www.hi5-textildruck.de/

 

 

 

Es gibt unterschiedliche Arten von Schneidern.

Zum Beispiel:

  • Modeschneider, diese nähen nach Konfektionsgrößen meist halb/industriel
  • Änderungsschneider ändern oder reparieren Kleidungsstücke
  • Uniform- und Wäscheschneider.
  • Maßschneidern - Bei diesen gibt es eine Ausbildung mit Fachrichtung Damen oder Herren. Maßschneider fertigen, nach Kundenwünschen und Kundenmaß Bekleidung wie z.B. Mäntel, Jacken, Anzüge, Festkleidung oder Freizeitbekleidung.

 

Schneider arbeiten in der Textil- und Modeindustrie, in Schneiderwerkstätten und Schneiderateliers. Sie sind außerdem häufig in Bekleidungshäusern mit angeschlossenen Änderungsateliers tätig. Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten finden sie in Kostümabteilungen von Theater, Film und Fernsehen.

 

 

Ausbildung zum Schneider

Die Ausbildungszeit zum Änderungsschneider beträgt 2 Jahre.

Für den Bereich Damen- und Herrenmaßschneider 3 Jahre.

Bei der Ausbildung zum Modeschneider kann nach 2 Jahren Ausbildung der Abschluss als Modenäher erworben werden, nach einem weiteren Jahr der Abschluss als Modeschneider.

 

Es gibt zwar Ausbildungen zu den einzelnen Schneiderberufen aber die Berufe sind nicht geschützt. Das heißt jeder kann eine Schneiderei eröffnen ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben. Daher ist es wichtig sich über die Qualität der Arbeit zu informieren.

 

 


 

Näherin 1927

Näherin 1927                                                           Quelle: www.commons.wikimedia.org

 

 

Die Aufgaben eines Maßschneiders

...gehen weit über das Nähen hinaus.

Zu den Tätigkeiten eines Maßschneiders gehören:

- die umfassende Beratung der Kunden

- das Erstellen von Entwürfen und Schnittmustern,

- die Anfertigung eines neuen Kleidungsstückes sowie die Änderung oder Reparaturen bereits getragener Kleidung.

 

Im Einzelnen verläuft der Arbeitsprozess eines Maßschneiders folgendermaßen:

Es beginnt mit der Kundenberatung hinsichtlich Schnitt, Stoff und Farbe des zukünftigen Kleidungsstückes.

Anschließend entwickeln Schneider Entwürfe und Schnittmuster.

Die dann folgenden Näharbeiten werden in den meisten Fällen an der Maschine aber auch mit der Hand ausgeführt.

 

 

 

Ich habe eine Ausbildung dreijährigezur Maßschneiderin mit Fachrichtung Damen absolviert.

Ich nähe aber auch Herrenkleidung.

Allerdings keine klassischen Sakkos.

Wohl aber Jeans, Hemden, Hosen, Westen und historische Kleidung…

 

Wer den maßgeschneiderten Anzug wünscht darf sich an erfahrene Herrenschneider/-ausstatter wenden. Die kennen sich mit jedem noch so kleine Detail des modernen und klassischen Anzugs aus…

 

Schneidern im MittelalterSchneidern im Mittelalter

Quelle: www.golden-pattern.online.de

Schneider-1568 Schneider1568

Quelle: www.commons.wikimedia.org

Der Schneider mit seinen Gehilfen 1774 Der Schneider mit seinen Gehilfen 1774  Quelle: www.commons.wikimedia.org

 

Das Schneiderhandwerk ist ein altes Handwerk und entstand im 12. Jahrhundert.

Davor wurde die Kleidung in Klöstern oder von den Menschen selbst hergestellt.

 

Berufsbeschreibung von 1827

"Die hauptsächlichste Wissenschaft eines Schneiders besteht nicht nur

darin, daß er die Zeuge nach dem Maaße mit Vortheil zuschneide, die

Kleider, nach der verschiedenen Beschaffenheit der Körper, die er

bekleiden soll, richtig anpasse, und hierzu ein richtiges Maaß nehme,

auch nach dem Augenmaaße und bloßen Ansehen es richtig anpasse oder zu

treffen wisse, sondern auch, daß er zweckmäßige neue Moden erfinde, und

allerlei fremde Trachten bei großen Bällen etc. anzugeben wisse, oder

doch nach der Anleitung Anderer arbeiten könne. Er muß einem

verwachsenen Körper durch Wattirung desjenigen Theils, wo er Höhlungen

bildet, ein besseres Ansehen zu geben suchen; überhaupt durch seine

Kunst Alles anwenden, dem Körper ein schönes Ebenmaaß zu geben, welches

er Alles durch Wattirungen der Kleidungsstücke erreicht. Ferner muß er

die Güte und den Preis der Waaren, welche er verarbeiten soll, genau

kennen......"

 

Krünitz Artikel "Schneider": Ökonomisch-technologische Enzyklopädie, Band 147 (1827),

S.402 elektronische Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier

 

Bretonische Schneiderinnen 1854 Bretonische Schneiderinnen 1854

Quelle:www.commons.wikimedia.org

Der Dorfschneider 1894 Der Dorfschneider 1894

Quelle: www.commons.wikimedia.org

Das neue Kleid Das neue Kleid 1889

Quelle: www.commons.wikimedia.org

 

 

Redensarten mit Schneider:

Das Schneiderhandwerk stand in früheren Jahrhunderten in geringem Ansehen und wurde viel verspottet. Vieles davon hat sich redensartlich erhalten. So galt der Schneider als arm, schmächtig und schwächlich, weil er wenig Einnahmen hatte und ein "Stubenhocker" war. Dieser angeblichen Empfindlichkeit liegt die Redensart "frieren wie ein Schneider" zugrunde. Weniger geläufig sind heute Redensarten wie "essen wie ein Schneider" (sehr wenig essen) und "laufen wie ein Schneider" (schnell laufen, da man dünn und behende ist wie ein Schneider). Verspottet wurden auch die (häufig vergeblich angemahnten) Lohnforderungen der Schneider. So gab es die heute fast vergessene spöttische Einlassformel "Herein, wenn's kein Schneider ist!" Sie wird gebraucht, wenn jemand anklopft und man nicht weiß, wer vor der Türe steht. Die Armut des Schneiders führte zu dem Fachausdruck "Schneider sein", der beim Kartenspiel bedeutet: mit weniger als 30 Punkten verloren haben. Daher auch die Redensart "aus dem Schneider sein"

 

Es gibt aber auch das Märchen vom "tapfen Schneiderlein"...

 

 

 

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